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Langbogen
 
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Duncan
Hauptmann der Söldner
Hauptmann der Söldner



Anmeldedatum: 02.07.2006
Beiträge: 6379

BeitragVerfasst am: 17.07.2006, 22:03    Titel: Langbogen Antworten mit Zitat

Der Langbogen ist eine alte Kriegswaffe; seine Länge entspricht in etwa der Größe des Schützen – herkömmliche Bögen sind im Vergleich dazu deutlich kürzer.

Material und Herstellung
Langbögen wurden zumeist aus Eibenholz hergestellt. Da im Mittelalter die Eiben zum Bogenbau abgeholzt wurden, sind sie heute selten, sie stehen unter Naturschutz und sind deswegen heute relativ teuer. Ersatzweise wurde auch Esche und Ulme verarbeitet. Entgegen der weitläufigen Meinung wurde Haselnuss, obwohl zum Bogenbau geeignet, aufgrund seiner schlechten Wurfeigenschaften seltener verwendet. Im Haithabu-Fundkatalog sind Bögen aus Eibe, Esche und Ulme abgebildet, wo hingegen bei englischen Langbögen nur Funde aus Eibenholz existieren.

Der Querschnitt des klassischen Langbogens weist das schmale D-Profil auf, da sich das Kernholz zusammendrücken und das äußere Holz dehnen lässt; es stellt besonders hohe Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes, welche nur erreicht werden kann mit ausgesuchten Holzsorten und -qualitäten. Die geringere mechanische Belastbarkeit erforderte dabei ein anderes Konstruktionsprinzip. Vermutlich deshalb verbreiteten sich Bögen mit breiterem Wurfarm-Querschnitt – einem Layout, wie es auch bekannt ist aus steinzeitlichen Funden und von späteren amerikanischen Flachbögen.

Geeignete Äste oder geviertelte Stämme bilden das Rohmaterial für die Herstellung der Langbögen. Sorgfältig aus Herz und Korpus geschnitzt, verleihen die natürlichen Strukturen des Holzes dem Langbogen Eigenschaften, die schon fast mit denen heutiger Kompositbögen vergleichbar sind. Unter Erhaltung eines kompletten Jahresrings, der die Vorderseite des Bogens bildet („Rücken“), wird die dem Kernholz zugewandte „Bauchseite“ vorsichtig gleichmäßig ausgedünnt („getillert“), bis sich eine homogene Biegung ohne Knicke oder steife Regionen ergibt. Die einfache Form des Langbogens weist schon allein aufgrund der enormen Höhe nur eine leichte Krümmung mit geraden Enden auf, im Gegensatz zu dem an den Enden geschwungenen Reiterbogen der asiatischen Steppenvölker.

Einsatz des Langbogens
Nachweislich bereits um Christi Geburt verwendeten nordeuropäische Stämme den Langbogen; große Verbreitung fand er aber erst im hohen bis späten Mittelalter, etwa zeitgleich mit der Armbrust. Der massive Einsatz englischer und walisischer Langbogenschützen soll die Schlachten von Crécy 1346 und Agincourt 1415 wesentlich mit entschieden haben; das französische Heer unterlag. Der Langbogen erlangte eine gewisse Berühmtheit als kriegsentscheidende Waffe.

Die Zugkraft der Langbögen lag bei ca. 440 bis 580 N (100 bis 130 lbs); dies entspricht einem Gewicht von 44 bis 58 kg! Versuche mit Nachbauten alter Langbögen haben diese Werte ergeben. Bogenschützen waren deshalb großen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Entsprechende Skelettfunde zeigen ausgeprägte Veränderungen des Knochenbaus am Schultergelenk und am Haltearm. Die hohe Zugkraft führt zu hoher Durchschlagskraft der Pfeile; Kettenrüstungen, Plattenrüstungen oder gar etliche Zoll dicke Eichenbohlen (nach neueren Schätzungen etwa 2,5 cm massive Eichenplatten) können Berichten zufolge von Langbogenpfeilen duchschlagen werden.

Langbogenschützen waren hochspezialisierte und gut ausgebildete Einheiten. Angeblich galt ein Langbogenschütze nichts, wenn er nicht mit 10–12 Pfeilen in der Minute ein Ziel in 200 m Entfernung traf, wozu es jedoch einige Zeit der Ausbildung bedurfte (s. o. Zugkraft). Dabei wurde vermutlich mehr Wert auf die Menge, als auf die Genauigkeit gelegt, da in einer Schlacht wohl eher Gebiete beschossen wurden, als Einzelziele. 1000 Schützen konnten so in der Minute 500 kg Pfeile verschießen. Dieser immense Verbrauch hielt einen ganzen "Industriezweig" am Leben, den Bogenbau, für den Bogner und Pfeilmacher zuständig waren. In England wurden in großem Umfang Eiben kultiviert, da ihr Holz am besten für Langbögen geeignet war.

In der Schlacht gefangene Langbogenschützen wurden häufig frei gelassen, nachdem man ihnen den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand abgeschlagen hatte. Durch diese Verstümmelung waren sie für den Kriegsdienst am Langbogen nicht mehr geeignet. Das berühmte englische Victory-Zeichen hat ursprünglich nichts mit dem Buchstaben V zu tun, sondern ist die triumphierende Geste, mit der englische Langbogenschützen dem Feind ihre Finger zeigten.

Quelle:wikipedia.de
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Vae Victis

Duncan O`Brady
Hauptmann der Söldner

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